Ein passendes Depotkonto finden – darauf sollten Sie achten

Sie interessieren sich für den Aktienhandel und möchten nun endlich starten? Bevor es richtig losgehen kann, benötigen Sie jedoch noch ein passendes Depotkonto, über das Sie alle Transaktionen auf dem Aktienmarkt abwickeln. Von den vielen Entscheidungen bei einer Aktieninvestition gehört die Wahl des Depots definitiv zu den wichtigeren. Hier existieren mitunter große Differenzen in Bezug auf die Kosten und auch die Handelsmöglichkeiten, die Ihnen offenstehen. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen nun genauer aufzeigen, was Sie bei der Auswahl eines Aktiendepotkontos beachten sollten.

Handelsplattform und Kosten bei einem Depotkonto

Bei der Wahl Ihres Brokers ist genaues Rechnen angesagt. Bildquelle: Africa Studio – 1034307736 / Shutterstock.com

Die Entscheidungskriterien für ein Depotkonto

Bevor Sie sich für ein bestimmtes Depot entscheiden, sollten Sie sich vorher die Konditionen verschiedener Anbieter genau anschauen. Unser Depotvergleich dürfte dabei eine wichtige Hilfe für Sie darstellen. Doch welche Kriterien sind am Ende besonders wichtig? Die wichtigsten haben wir Ihnen nachfolgend aufgelistet und detailliert erklärt:

Kosten und Gebühren

Die Kosten stellen definitiv den wichtigsten Punkt bei einem Depotkonto dar, denn hohe Gebühren können Ihre effektive Rendite schmälern und darüber hinaus bestimmte Renditechancen (im kleineren Bereich) sogar komplett zunichtemachen. Aus diesem Grund sollten Sie sich besonders die Ordergebühren (auch Transaktionsgebühren genannt) eines Depotanbieters genauer anschauen. Dabei existieren verschiedene Preismodelle, die in der folgenden Tabelle genauer aufgezeigt werden:

Modell

Erklärung

Flatrate-Modell Die erhobene Gebühr pro Transaktion ist nicht von ihrem Volumen abhängig, sondern wird fix erhoben. Ein Beispiel wäre hierbei eine fixe Gebühr von 6,95 Euro pro Trade.

Lohnt sich besonders bei: hohem Ordervolumen, eher wenigen Trades

Gestaffeltes Flatrate-Modell Das Staffel-Modell etabliert gewisse Stufen von fixen Ordergebühren. Die Stufen beinhalten jeweils eigene Grenzen für das Ordervolumen. Beispiel:

Ordervolumen von 1-2.499 Euro: 4,95 Euro

Ordervolumen ab 2.500 Euro: 9,99 Euro

Einige Broker arbeiten auch mit einem 3-Staffel-Modell oder gar einem 5-Staffel-Modell.

Lohnt sich besonders bei: passenden Stufen für die eigenen Trades – eher ein Allround-Modell als Kompromisslösung für Trader, die mal größere und mal kleinere Orders tätigen.

Variables Modell Bei diesem Modell wird die Ordergebühr als Prozentsatz vom Ordervolumen erhoben. Größere Transaktionen werden dabei also mit einer höheren Gebühr belegt. Beispiel:

0,35% vom Transaktionsvolumen

Lohnt sich besonders bei: vielen Orders mit kleinem Volumen

Kombi-Modell Das Kombi-Modell kombiniert häufig die Flatrate-Gebühr mit einem variablen Modell. Beispiel:

3,99 Euro + 0,1% vom Ordervolumen

Lohnt sich besonders bei: wenigen Orders mit geringem Volumen

Tabelle 1: Modelle für die Ordergebühren bei Aktienbrokern

Welches Gebührenmodell lohnt sich für wen – das Beispiel

Um genauer zu erklären, welches Ordermodell sich für welchen Trader eignet, wird nun ein kleines Beispiel genutzt, welches die Kosten für 3 verschiedene Trader aufzeigt. In diesem Beispiel vollzogen die Trader innerhalb eines Jahres folgende Orders:

Orders Trader 1

Orders Trader 2

Orders Trader 3

  • 8 große Trades mit einem Volumen von jeweils 6.000 Euro
  • 2 kleinere Trades mit einem Volumen von jeweils 1.500 Euro
  • 14 kleine Trades mit einem Volumen von jeweils 600 Euro
  • 1 mittlere Order mit einem Volumen von 2.500 Euro
  • 6 große Orders mit einem Volumen von jeweils 5.000 Euro
  • 6 kleine Trades mit einem Volumen von jeweils 600 Euro

Tabelle 2: Beispieltrader mit entsprechenden Orders

Jetzt wenden wir die obigen Modelle in der Praxis an:

Trader

Flatrate-Modell (4,95 Euro pro Trade)

Gestaffelte Flatrate (wie in der Tabelle)

Variable Ordergebühren (0,35% vom Ordervolumen)

Kombi-Modell (3,99 Euro pro Order plus 0,1% vom Ordervolumen)

Trader 1 69,50 Euro

(10 Trades a 6,95 Euro)

89,82 Euro

(8 Trades a 9,99 Euro, 2 Trades a 4,95 Euro)

178,50 Euro

(0,35% von 51.000 Euro)

90,90 Euro

(10 x 3,99 Euro plus 0,1% von 51.000 Euro)

Trader 2 104,25 Euro

(15 Trades a 6,95 Euro)

79,29 Euro

(1 Trade a 9,99 Euro, 14 Trades a 4,95 Euro)

38,15 Euro

(0,35% von 10.900 Euro)

70,75 Euro

(15 x 3,99 plus 0,1% von 10.900 Euro)

Trader 3 83,40 Euro

(12 Trades a 6,95 Euro)

89,64 Euro

(6 Trades a 9,99 Euro, 6 Trades a 4,95 Euro)

117,60 Euro

(0,35% von 33.600 Euro)

81,48 Euro

(12 x 3,99 plus 0,1% von 33.600 Euro)

Tabelle 3: Ergebnisse der Beispielrechnung für verschiedene Handelsstile

Hierbei dürfte Ihnen sofort auffallen, dass je nach Tradertyp jeweils ein anderes   Gebührenmodell optimal erscheint. Darüber hinaus ist ersichtlich, dass es gerade Allround-Trader schwer haben, hier wirklich viel Geld zu sparen. Wenn Sie also auf viele Trades setzen und davon einige ein hohes Volumen und andere ein niedriges Volumen aufweisen, können Sie von jeweils einseitigen Vorteilen bestimmter Gebührenmodelle kaum profitieren. Kombi- und Staffelmodelle sind dann interessanter, wobei es hier auch sehr auf die jeweiligen Konditionen im Einzelfall ankommt.

Hinweis:

Schauen Sie sich die Gebühren der einzelnen Depotanbieter stets genau an. Zusätzlich zu den Transaktionsgebühren fallen häufig noch Börsenentgelte an, die je nach Börse und Handelsvolumen schwanken. Ferner berechnen einige Broker für weitere Leistungen wie die Gutschriften von Dividenden auch Gebühren. Broker bieten mitunter Rabatte für Vieltrader an, was ebenfalls interessant werden könnte.

Jahresgebühren – ein weiteres Kriterium für die Brokerwahl

Neben den Transaktionsgebühren für Orders berechnen einige Broker zusätzlich noch eine fixe Kontoführungsgebühr für ihre Depotkonten. Diese fällt unabhängig vom Grad der Nutzung an und wird entweder pro Quartal, pro Monat oder pro Jahr erhoben. Mit unserem Depotvergleich finden Sie jedoch ohne Schwierigkeiten viele Broker, die auf eine solche fixe Gebühr verzichten.

Mindesteinlage

Die Mindesteinlage beschreibt den Geldbetrag, den Sie nach der Depoteröffnung mindestens einzahlen müssen, um das Depotkonto überhaupt eröffnen zu können. Hier lässt sich grundsätzlich nicht festlegen, ob ein gutes Depotkonto hohe Mindesteinlagen fordert oder komplett darauf verzichtet.

Dieses Kriterium ist eher im Gesamtzusammenhang zu sehen, so dass einige Anleger auch Depotkonten mit höheren Mindesteinlagen wählen, wenn dort andere Vorteile wie besonders niedrige Ordergebühren oder attraktive Sonderleistungen zu bekommen sind. Als Anfänger ist für Sie wahrscheinlich eher ein Depot ohne Mindesteinlage zu empfehlen, da Sie wohl noch keine allzu hohen Summen investieren werden. Mit unserem Depotvergleich finden Sie problemlos entsprechende Angebote.

Handelsmöglichkeiten

Die Handelsmöglichkeiten lassen sich in zwei verschiedene Perspektiven unterteilen. Zum einen geht es um die Aktienwerte, die Sie mit dem gewählten Broker handeln können. Werden nur heimische DAX und vielleicht noch MDAX-Werte gehandelt oder können Sie auch exotischere Trades platzieren? Ferner stellt sich jedoch auch die Frage, mit welchen Assetklassen Sie zusätzlich handeln können. Interessante Bereiche sind in diesem Zusammenhang:

  • Fonds (ETF, Aktienfonds, Rentenfonds)
  • Zertifikate und Optionen
  • Anleihen (Staatsanleihen, Unternehmensanleihen)
  • Forex (Devisenhandel)
  • CFD

Je nach Ihrer persönlichen Anlagestrategie können solche Leistungsmerkmale sehr wichtig sein oder in Zukunft werden.

Wichtig:

Immer mehr Broker stellen spezielle Funktionen für mobiles Trading zur Verfügung. Wenn Sie also unterwegs mit dem Smartphone Transaktionen durchführen oder Ihren Depotwert checken möchten, sollte der Broker entsprechend komfortable Möglichkeiten bieten.

Information und Weiterbildung

Zahlreiche Broker bieten Neulingen mittlerweile die Möglichkeit der Weiterbildung an. Dafür werden Webinare gehalten und die Depotanbieter stellen umfangreiche Datenbanken mit Aktien- und Trading-Wissen zur Verfügung. Auch ein Lexikon mit entsprechenden Trading-Begriffen ist heute bei vielen Brokern Standard.

Neben entsprechendem Wissen ist jedoch auch ein stetig gutes Informationsangebot fast schon Pflicht. Dazu gehört:

  • Realtime-Kurse (keine nennenswerten Verzögerungen zum Marktgeschehen)
  • Analysen über bestimmte Aktienwerte
  • Analysetools für die technische Analyse (Indikatoren)
  • Übersichtliches Orderbuch (mit Echtzeit- Gewinn- und-Verlustanzeige)

Weitere interessante Leistungsmerkmale

Neben den oben genannten Leistungsmerkmalen könnten auch folgende Punkte für Sie als Trader wichtig sind:

Leistungsmerkmale:
  • Kostenloses Demokonto: Viele Broker stellen Ihnen ein Konto mit Spielgeld zur Verfügung. So können Sie sich mit der Handelsplattform und der Bedienung vertraut machen. Ferner lassen sich so auch Ideen für Handelsstrategien ausprobieren. Ein Demokonto sollte deshalb zeitlich unbegrenzt zur Verfügung stehen.
  • Orderarten: Dass Sie Stop-Orders und Limits setzen können, ist heute eine Grundvoraussetzung und wird auch von jedem Broker ermöglicht. Weitere interessante Orderarten könnten Trailing Stops oder OCO (One cancels other) darstellen.
  • Sicherheit: Damit Ihnen kein finanzieller Schaden entsteht, sind Sicherheitsmaßnahmen seitens des Brokers ebenfalls sehr wichtig. Dazu gehören TAN-Verfahren gegen Missbrauch. Ferner sollten Ihre Guthaben und Einlagen getrennt vom Firmenvermögen gelagert werden, um bei einer Insolvenz geschützt zu sein. Ein Blick auf die Einlagensicherung schadet ebenfalls nicht.
  • Service: Der Service umfasst eine gute Erreichbarkeit per Live-Chat, Telefon oder auch E-Mail und hilft bei Fragen oder Anliegen schnell und unkompliziert weiter. Dies kann ein entscheidender Punkt sein, wenn Sie Ihr Depotkonto auswählen.
  • Art des Referenzkontos: Können Sie als Referenzkonto (Konto, welches mit Ihrem Einlagekonto beim Broker verbunden wird) Ihr eigenes Girokonto verwenden oder müssen Sie zwingend ein entsprechendes Konto beim Broker eröffnen?

Auf Basis dieser Informationen dürfte es für Sie relativ einfach werden, ein passendes Depotkonto zu finden. Nutzen Sie unseren Depot Vergleich und verschaffen Sie sich einen Überblick über die Kosten und Leistungen einzelner Anbieter. So finden Sie am Ende genau die Lösung, die voll und ganz Ihren Bedarf deckt.

Depotkonto eröffnen – die Schritte

Haben Sie sich für ein Depotkonto entschieden, steht als nächstes die Eröffnung an. Dazu sind folgende Schritte zu vollziehen:

1. Online-Antrag einreichen

Haben Sie sich für einen Broker entschieden, können Sie auf deren Webseite einen Online-Antrag ausfüllen und absenden. Mitunter interessiert sich der Depotanbieter für Ihre Erfahrungen als Trader, was vor allem für die Bereich Forex und CFD wichtig ist. Diese Bereiche gelten als sehr risikobehaftet und sollten deshalb von Anfängern nicht gleich genutzt werden. Die Benennung (Angabe der Kontodaten) eines Referenzkontos ist ebenfalls wichtig, da Sie von dort Kapital auf Ihr Tradingkonto überweisen oder Gewinne aus Ihrem Tradingkonto dorthin senden können. Einige Broker akzeptieren dabei jedes normale Girokonto, während bei anderen die Eröffnung eines hauseigenen Referenzkontos obligatorisch ist.

2. Depotvertrag unterzeichnen und absenden

Je nach Wunsch erhalten Sie den Depotvertrag per Post oder gleich per Mail und können diesen ausdrucken, unterschreiben und sofort wieder an den Anbieter zurücksenden.

3. Identifizierung durchführen

Bei einer Onlineeröffnung von Depotkonten muss der Broker stets überprüfen, ob Ihre Angaben stimmen. Zu diesem Zweck durchlaufen Sie ein Identifikationsverfahren, welches heute je nach Anbieter auf zwei verschiedenen Methoden basieren kann:

  • Beim Postident-Verfahren gehen Sie mit einem zugesendeten Coupon (mit dem Vertrag zugesendet) und Ihrem Personalausweis zur nächsten Postfiliale und lassen sich die Identifizierung von einem Postmitarbeiter durchführen.
  • Das neuere Videoident-Verfahren ermöglicht einen Video-Chat per Smartphone, bei dem Sie Ihr Ausweisdokument neben sich in die Kamera halten und den Chat später per PIN bestätigen. Somit sparen Sie sich den Weg zur Post und können die Identifikation deutlich schneller durchführen.

4. Geld einzahlen und mit dem Aktienhandel beginnen

In einem letzten Schritt müssen Sie lediglich noch die Mindesteinlage (oder Ihren Wunschbetrag) einzahlen und schon können Sie die ersten Transaktionen durchführen.

Depotkonto sorgfältig auswählen und die effektive Rendite erhöhen

Wenn für Sie die Wahl des passenden Depotkontos ansteht, sollten Sie stets im Blick haben, wie wichtig diese Entscheidung für ihren Tradingerfolg sein kann. Gerade die Gebühren fallen höchst unterschiedlich aus, so dass ein Depotvergleich fast schon unerlässlich ist. Wenn Sie letztlich ein Depot gefunden haben, welches voll und ganz zu Ihrem Handelsstil passt, ist der erste Schritt Richtung Erfolg bereits gemacht.

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