Gerade bei größeren Finanzierungsvorhaben fragen sich die Betroffenen des Öfteren, wie viel Kredit eigentlich in der eigenen Situation möglich ist. Nur so lässt sich nämlich feststellen, ob die gewünschte Immobilie, das ausgewählte Auto oder auch der ersehnte Urlaub tatsächlich finanzierbar sind. Darüber hinaus spielt die Frage sicherlich auch einem Dispositionskredit eine nicht unwichtige Rolle. In diesem Artikel soll deshalb genau aufgezeigt werden, von welchen Faktoren die individuelle Kreditsumme abhängt und wie Kreditnehmer diesbezüglich kalkulieren können.
Wovon hängt die mögliche Kredithöhe ab?
Als Kreditgeber kann eine Bank von einem Darlehen erheblich profitieren, denn sie erwirtschaftet Zinseinnahmen. Im Gegenzug dazu geht sie jedoch auch immer ein gewisses Risiko ein. Kann der Kreditnehmer den Kredit nicht mehr bedienen und fallen auch eventuelle Sicherheiten aus, bleibt die Bank am Ende auf ihren Forderungen sitzen. Aus diesem Grund erfolgt vor jeder Kreditvergabe eine Überprüfung des Kreditnehmers sowie seiner finanziellen Möglichkeiten. Anhand derer werden nicht nur die individuellen Zinsen berechnet, sondern auch festgelegt, ob ein Kredit in einer gewissen Höhe überhaupt vergeben wird. Die mögliche Kredithöhe hängt dabei ganz grundsätzlich von folgenden Faktoren ab:
1. Die Kreditart
Je nach Art und Konstruktion des jeweiligen Kredits fällt die Kredithöhe sehr unterschiedlich aus. Dies liegt unter anderem an der Art der Besicherung. Während eine Immobilienfinanzierung mit einer Grundschuld auf das jeweilige Objekt abgesichert wird, verlangt eine Bank bei einem Dispokredit beispielsweise lediglich eine Abtretung von Lohn und Gehalt. Somit dürfte klar sein, dass die Kreditsummen dabei sehr unterschiedlich ausfallen.
2. Die persönliche Bonität
Innerhalb einer Kreditart ist die persönliche Bonität definitiv der wichtigste Faktor für die mögliche Kredithöhe. Dabei stehen unter anderem folgende Fragen im Fokus:
- Wie hoch sind die regelmäßigen Einkünfte?
- Welche festen Ausgaben sind einzukalkulieren?
- Existieren Sicherheiten (Vermögen, Grundstücke)?
- Inwieweit ist der Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen bisher nachgekommen (SCHUFA-Abfrage, Scoring)
Die Antworten auf diese Fragen bestimmen, ob überhaupt ein Kredit vergeben wird und in welcher Höhe eine Kreditvergabe grundsätzlich vertretbar ist.
3. Der Zinssatz
Da bei einem Ratenkredit neben der Kreditsumme auch immer eine Zinsrate mitbezahlt werden muss, bestimmen die Zinsen also in gewisser Höhe auch die Rückzahlungsrate. In einer Hochzinsphase sind dabei also tendenziell niedrigere Kreditsummen möglich als in Niedrigzinsphasen. Ein kleines Beispiel soll dies verdeutlichen:
Kredit I | Kredit II | |
Kreditsumme | 15.000 Euro | 15.000 Euro |
Effektiver Jahreszins | 2,50% p.a. | 8,99% p.a. |
Laufzeit | 4 Jahre | 4 Jahre |
Rückzahlungsrate (im Monat) | 328,52 Euro | 370,71 Euro |
Tabelle 1: Beispiel für die Auswirkungen des Zinssatzes auf die Rückzahlungsrate!
Im Fall von Kredit II muss der Darlehensnehmer also über 40 Euro mehr pro Monat bezahlen, um das gleiche Darlehen in der gleichen Zeit abzuzahlen. Sollte dies sein Budget übertreffen, muss er eventuell die Kreditsumme drosseln oder die Bank wird einen Kredit in der gewünschten Höhe aufgrund der Daten eventuell nicht vergeben.
4. Die Laufzeit
Da auch die Laufzeit einen erheblichen Einfluss auf die Rückzahlungsrate hat, kann auch sie die mögliche Kredithöhe bestimmen. Zu diesem Zweck wird das obige Beispiel leicht abgewandelt:
Kredit I | Kredit II | |
Kreditsumme | 15.000 Euro | 15.000 Euro |
Effektiver Jahreszins | 3,00% p.a. | 3,00% p.a. |
Laufzeit | 2 Jahre | 8 Jahre |
Rückzahlungsrate (im Monat) | 644,45 Euro | 175,67 Euro |
Tabelle 2: Beispiel für die Wirkung der Laufzeit auf die Rückzahlungsrate!
Wird die Laufzeit gestreckt, senkt dies die Rückzahlungsrate mitunter erheblich. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass der Kreditnehmer bei der langen Laufzeit insgesamt betrachtet viel höhere Zinskosten auf sich nehmen muss.
Mögliche Kreditsumme beim Dispositionskredit
Ein Dispositionskredit ist bei der eigenen Hausbank nicht selten ohne einen formalen Antrag zu bekommen. Trotzdem findet im Hintergrund natürlich eine Bonitätsprüfung statt. Diese beschränkt sich jedoch auf eine SCHUFA-Abfrage und auf die Kontobewegungen des Kreditnehmers. Anhand der regelmäßigen Geldeingänge kann die Bank abschätzen, bis zu welchem Betrag eine Kreditlinie möglich ist. Im Normalfall setzen Banken als grobe Richtschnur folgende Werte an:
- Das 2-3fache der regelmäßigen Geldeingänge (Lohn, Gehalt)
- Bei weiterem Vermögen auf Sparkonten (Depot, Tagesgeldkonto) bei der gleichen Bank kann die Kreditlinie auch höher ausfallen
Der Dispokredit wird dabei als Kreditlinie vergeben und kann jederzeit ganz oder teilweise zurückgezahlt werden. Allerdings hat auch die Bank das Recht, einen Dispokredit zu kündigen und die Bezahlung der offenen Beträge zu verlangen.
Mögliche Kreditsumme bei einem Ratenkredit
Ein herkömmlicher Ratenkredit wird im Normalfall als Annuitätendarlehen mit gleichbleibenden Rückzahlungsraten pro Monat vergeben. Hierbei erfolgt bereits eine etwas ausführlichere Bonitätsprüfung. Neben der obligatorischen SCHUFA-Auskunft und eventuellen Abfragen bei anderen Auskunfteien müssen Kreditnehmer bereits bei der Kreditanfrage Daten zu ihren regelmäßigen Einkünften und Ausgaben tätigen:
So wird die maximal mögliche Kreditrate ermittelt |
Einkommen (Arbeitseinkommen, Einkünfte aus Kapitalanlagen, Mieteinnahmen) – |
Ausgaben (z.B. Miete, Energie, Hygieneartikel, Lebensmittel, Beiträge für Clubs und Vereine, Versicherungen, private Altersvorsorge, Kredite) – |
Rücklagen (Ersatzanschaffungen, Reparaturen fürs Auto, Urlaubskasse, Notreserve) = |
Die maximal leistbare Rate |
Tabelle 3: Berechnungsschema für die Ermittlung der maximalen Kreditrate
Aus dieser Rechnung lässt sich einfach ersehen, wie hoch die Kreditrate pro Monat maximal ausfallen darf. In diesem Fall kann die monatliche Belastung allerdings durch eine längere Laufzeit noch etwas gesenkt werden. Am Ende kommt es auch darauf an, welche Kosten der Kreditnehmer zu tragen bereit ist. Je länger die Laufzeit eines Kredits, desto höher fallen nämlich die Zinskosten aus, wie das obige Beispiel zeigt:
Kredit I | Kredit II | |
Kreditsumme | 15.000 Euro | 15.000 Euro |
Effektiver Jahreszins | 3,00% p.a. | 3,00% p.a. |
Laufzeit | 2 Jahre | 8 Jahre |
Rückzahlungsrate (im Monat) | 644,45 Euro | 175,67 Euro |
Zinskosten | 466,79 Euro | 1.864,12 Euro |
Tabelle 4: Beispielrechnung für die Auswirkung der Laufzeit auf die Zinskosten
Der hohe Unterschied erklärt sich aus dem großen Zeitraum und den jährlich berechneten Zinsen. Es wird nur wenig getilgt und dementsprechend über einen langen Zeitraum hinweg auf eine verhältnismäßig hohe Summen Zinsen gezahlt.
Mögliche Kreditsumme bei einer Baufinanzierung
Bei einer Baufinanzierung ist die Haushaltsrechnung wie beim Ratenkredit ebenfalls angesagt. Darüber hinaus ist hier jedoch die Kreditsumme immer sehr stark auf das jeweilige Objekt zugeschnitten. Da die Besicherung im Regelfall über eine Grundschuld auf die Immobilie erfolgt, spielt auch dieser Aspekt eine nicht unwichtige Rolle bei der Finanzierbarkeit einer Immobilie. Aber auch unabhängig davon lässt sich zunächst die maximale Kreditsumme ermitteln:
Maximale Kreditrate x 12 Monate x 100
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Zinssatz (in Prozent) + Tilgung (in Prozent)
Liegt dem Kreditnehmer also ein Angebot für eine Baufinanzierung mit einem gebundenen Sollzins von 2% vor und er entscheidet sich für eine anfängliche Tilgung 2%, kann er bei einer Kreditrate von 800 Euro maximal eine Kreditsumme in Höhe von 240.000 Euro erhalten. Dies funktioniert allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Beleihung der Immobilie dies auch hergibt. Somit ergeben sich für die Finanzierbarkeit einer Immobilie zwei weitere wichtige Faktoren:
1. Der Beleihungswert der Immobilie
Der Beleihungswert einer Immobilie ist der Geldbetrag, der sich auch langfristig betrachtet auf dem Markt mit einem Verkauf erzielen lässt. Dabei werden bereits Risikoabschläge für eventuelle Wertveränderungen der Lage und ähnliches vorgenommen. Im Normalfall liegt der Beleihungswert einer Immobilie immer etwas unterhalb des Verkehrswertes. Dazu kommt, dass viele Banken bei ca. 80% des Beleihungswertes ihre absolute Beleihungsgrenze ansetzen.
2. Das Eigenkapital des Kreditnehmers
Als Eigenkapital werden bei einer Baufinanzierung die Eigenmittel des Kreditnehmers bezeichnet. Je höher der Anteil von Eigenkapital am Kaufpreis der Immobilie, desto niedriger fällt die Beleihung aus. Während 20-30% eigenkapital gängige und gute Werte darstellen, kann bei 50% Eigenkapital bereits von einer komfortablen Finanzierungssituation gesprochen werden. In Bezug auf das obige Beispiel würde dies bedeuten, dass der Kreditnehmer selbst noch einmal über 240.000 Euro verfügt und somit eine Immobilie mit einem Kaufpreis von 480.000 Euro finanzieren könnte. Solche Fälle sind in der Praxis jedoch eher selten.
Wie sich unschwer erkennen lässt, ist die Frage nach der möglichen Kreditsumme im Fall einer Baufinanzierung etwas komplizierter. Wer jedoch seine maximal zahlbare Kreditrate bereits kennt, hat bereits einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Darüber hinaus sollte zudem ein Eigenkapitalanteil von 20-30% des Kaufpreises zur Verfügung stehen, um am Ende kein Problem mit der Beleihung und eventuell zu hohen Zinsen zu bekommen.
Fazit
Die Frage „Wie viel Kredit kann ich mir leisten“ wird von potenziellen Kreditnehmern nicht selten gestellt. Am Ende lässt sich dazu sagen, dass es immer auf die jeweilige Kreditart, die Bonität sowie die Konditionen der Darlehen ankommt. Auf Basis dieser Daten sowie des eigenen finanziellen Spielraums lässt sich am Ende ermitteln, was ein Kreditnehmer am Ende monatlich finanziell bewältigen kann. Bei einer Baufinanzierung müssen zudem zusätzlich Aspekte wie Eigenkapital und Beleihung mit in die Betrachtung einbezogen werden. Wer all diese Punkt im Blick behält, kann seine persönliche maximale Kreditsumme zumindest näherungsweise schon im Voraus bestimmen.
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