ETF – die Geldanlage der Zukunft?

Wenn Sie sich heute für Aktien interessieren, dürften Sie fast schon zwangsläufig auch mit dem Begriff ETF in Verbindung gekommen sein. Nicht selten werden die börsengehandelten Indexfonds als Sparprodukte der Zukunft gepriesen und dabei als eine sichere Alternative zum herkömmlichen Aktienhandel begriffen. Doch was verbirgt sich genau hinter ETFs? Wie sind diese konstruiert und welche Renditen lassen sich bei welchem Risiko erwirtschaften? In diesem Ratgeber zeigen wir Ihnen genauer auf, was ETFs sind und wie Ihnen diese bei ihren Investments in Aktien nützlich sein können.

Taste mit der Bezeichnung ETF

ETFs sind mittlerweile bei Anlegern sehr beliebt – doch warum eigentlich? Bildquelle: Imilian – 557751157 / Shutterstock.com

Was ist ein ETF?

Bei einem ETF (Exchange traded fund) handelt es sich um einen Aktienfonds, der an der Börse gehandelt wird. Dies bedeutet, dass Sie die Fondsanteile jederzeit an der Börse kaufen oder verkaufen können. Dies unterscheidet ETFs von herkömmlichen Investmentfonds, die nur über die jeweilige Fondsgesellschaft erworben werden können. Darüber hinaus sind die meisten ETFs sogenannte Indexfonds.

Was bedeutet der Begriff Indexfonds?

Ein Indexfonds ist ein Investmentfonds, der einen bestimmten Aktienindex nachbildet. Ziel ist es dabei, mindestens die gleiche Rendite zu erzielen wie der Vergleichsindex. Ein ETF auf DAX-Basis hätte bei 1:1-Umsetzung in den letzten Jahren also folgende Renditen erzielt:

Jahr

Rendite

2014 2,65%
2015 9,56%
2016 6,87%
2017 12,51%

Tabelle 1: Jahresrendite des DAX von 2014 bis 2017

Bei den obigen Werten handelt es sich um die Jahresrendite des DAX 30 der letzten 4 Jahre. Um die effektive Rendite zu berechnen, müssten Sie noch die Gebühren vom Wertzuwachs abziehen. Diese liegen aufgrund des geringen Verwaltungsaufwands jedoch deutlich niedriger als bei herkömmlichen (aktiv gemanagten) Aktienfonds.

Wie können ETFs einen Index nachbilden?

Natürlich stellen Sie sich jetzt die Frage, wie Nachbildung der Rendite eines Vergleichsindexes eigentlich funktioniert. Dies kann über verschiedene Wege erfolgen:

1.Physische Replikation

Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine ganz naheliegende Strategie: Möchte man die Rendite eines Indizes nachbilden, muss man alle Aktienwerte kaufen, die dieser Index ausmacht. Zusätzlich sollten die Wertpapiere auch immer im richtigen Verhältnis gekauft werden. Ein kleines Beispiel soll dies verdeutlichen:

Nehmen wir an, ein Aktienindex besteht aus den folgenden Werten:

Aktie

Gewichtung

Aktie A 35%
Aktie B 20%
Aktie C 15%
Aktie D 10%
Aktie E 8%
Aktie F 6%
Aktie G 4%
Aktie H 2%

Tabelle 2: Beispiel für einen Aktienindex

Eine komplette physische Replikation des Indizes liegt vor, wenn der Fonds die obigen Aktienwerte in genau dieser Gewichtung enthält.

Abwandlung: Sampling

Mittlerweile werden auch ETFs aufgelegt, die mittels Sampling einen bestimmten Index nachbauen. Hier wird auch eine physische Replikation betrieben, jedoch setzt der Fonds dabei nur auf die wichtigsten Werte. Dabei handelt es sich um die Titel, die entweder stark gewichtet oder sehr liquide sind. Das Ziel ist hierbei, die Entwicklung möglichst genau nachzubauen und dabei möglichst wenig Aktienwerte halten zu müssen.

Die Vor- und Nachteile beim Sampling:

Vorteile

Nachteile

  • Geringere Kosten und Gebühren
  • Einfachere Konstruktion
  • Renditenachbildung oft ungenauer

Tabelle 3: Vor- und Nachteile beim Sampling eines Aktienindexes

2.Synthetische Replikation durch Swap-Geschäfte

Bei einer synthetischen Nachbildung eines Indizes hält der ETF nicht die Wertpapiere, die zu replizierende Index enthält. Vielmehr geht der Fonds (die Fondsgesellschaft) eine Vereinbarung mit einem Finanzinstitut ein (häufig die Muttergesellschaft). In dieser Vereinbarung sichert das Finanzinstitut zu, die Rendite sowie die Dividendenzahlungen des gewünschten Indizes zu bezahlen. Der ETF zahlt im Gegenzug eine Swap-Gebühr und überlässt dem Finanzinstitut die Rendite der Wertpapiere, die er als Sicherheit im Portfolio führt. Diese können ganz anders beschaffen sein als der abzubildende Index.

Die synthetische Replikation hat vor allem steuerliche Vorteile und darüber hinaus lassen sich die Kosten reduzieren. Gerade in illiquiden oder Nischenmärkten lassen sich so die gewünschten Indizes deutlich günstiger abbilden. Der große Nachteil liegt im Kontrahentenrisiko. Muss der Tauschpartner Insolvenz anmelden, bedeutet dies auch Verluste für die Fondsanleger. Der Gesetzgeber hat das Kontrahentenrisiko jedoch auf 10% begrenzt, so dass der ETF die restliche Summe durch Sicherheiten jederzeit abdecken können muss. In der Praxis senken die Fondsgesellschaften durch weitere Sicherheitsmaßnahmen das Kontrahentenrisiko noch einmal deutlich ab.

Die Vor- und Nachteile bei SWAP-ETFs im Überblick:

Vorteile Nachteile
  • Geringere Kosten und Gebühren
  • Oft noch exaktere Nachbildung möglich
  • Steuerliche Vorteile
  • In illiquiden oder sehr breit gestreuten Märkten deutlich attraktiver
  • Kontrahentenrisiko (auf 10% begrenzt)

Tabelle 4: Vor- und Nachteile von synthetisch replizierten ETFs

Welche Vorteile bieten ETFs generell?

Ein ETF hat für Sie als Anleger einige bedeutende Vorteile, die auch die Beliebtheit dieser Anlageklasse erklären:

Breite Risikostreuung

Da Sie mit einem ETF auf Indexbasis stets in einen ganzen Aktienindex investieren, lässt sich das Risiko in Grenzen halten. Ein Index beinhaltet sehr viele Wertpapiere, so dass Schwankungen einzelner Titel nur marginal ins Gewicht fallen.

Sehr niedrige Gebühren

Das Management für einen ETF erfordert nur sehr geringen Aufwand. Aus diesem Grund gelten ETFs auch als passiv gemanagte Aktienfonds. Daraus ergibt sich, dass Sie als Anleger auch keine hohen Managementgebühren zahlen müssen. Die effektive Rendite fällt somit ein Stück weit höher aus. Darüber hinaus wird für ETFs im Regelfall auch kein Ausgabeaufschlag erhoben.

Hohes Maß an Liquidität

Da ETFs an der Börse gehandelt werden, können Sie jederzeit Anteile kaufen oder verkaufen. Somit lassen sich ETFs als äußerst flexible Form der Geldanlage bezeichnen.

Sehr transparent

Die Anlagestrategie besteht im Normalfall darin, einen Index nachzubilden. Durch diese Transparenz ist alles gut nachzuvollziehen und Sie müssen keinerlei Kapriolen durch die Ideen eines Fondsmanagers fürchten.

Ein entscheidender Nachteil soll hier zudem nicht verschwiegen werden: Sie erhalten mit einem ETF stets die Rendite des abzubildenden Indizes abzüglich der geringen Kosten. Die Chance auf deutlich höhere Renditen besteht jedoch nicht. Kritiker behaupten deshalb, ETF-Anleger gäben sich mit dem Mittelmaß zufrieden. Ob diese Meinung zutrifft, ist sicherlich eine Frage, über die sich streiten ließe.

Für wen sind ETFs interessant?

ETFs sind für verschiedene Anlegergruppen interessant. Sie bieten eine solide Rendite, indem sie einfach den Markt abbilden. Aktiv gemanagte Aktienfonds versuchen hingegen, den Markt zu schlagen, was jedoch nur wenigen Fondsmanagern nachhaltig gelingt. Aus diesem Grund können ETFs als Grundstein des eigenen Aktieninvestments für jeden Anleger interessant sein. Vor allem folgende Anlegergruppen profitieren davon:

  • Anfänger (es ist kaum Vorwissen erforderlich)
  • sicherheitsorientierte Anleger (es wird häufig auf einen gesamten Markt gesetzt)
  • anderweitig beschäftigte Anleger (wenn keine Zeit für Aktienanalysen vorhanden ist)

Was ist beim Kauf von ETFs zu beachten?

Auch wenn ETFs als sehr transparent und verhältnismäßig sicher gelten, existieren trotzdem einige Stolpersteine, die Sie als Anleger vorher kennen sollten:

  • Durchaus Kostenunterschiede: Wie bei allen Finanzprodukten unterscheiden sich auch ETFs bei den Gebühren. Ein Vergleich verschiedener Anbieter für den gleichen Index ist daher immer ratsam.
  • Besondere Risiken: Neben herkömmlichen ETFs existieren auch gehebelte Varianten und sogenannte Short-ETFs. Hier sollten Sie vorsichtig sein und sich vorher genau informieren.
  • Wahl des Indexes: Auch die Wahl des abzubildenden Aktienindexes ist nicht zu unterschätzen. Hier sollten Sie vorher überlegen, welcher Markt für Sie besonders interessant erscheint. Begrenzungen auf einzelne Staaten können Renditevorteile bringen, erhöhen jedoch auch die Risiken.

ETFs sind eine sehr interessante Alternative

Wenn Sie sich dem Thema Aktien als absoluter Neuling nähern, dürften ETFs Sie schnell begeistern können. Die Konstruktion ist verhältnismäßig einfach und Sie investieren dabei in die Entwicklung eines Indexes. Doch auch fortgeschrittene Anleger können von den Vorteilen profitieren und so mit geringem zeitlichen Aufwand am Aktienmarkt partizipieren. Als Anleger sollten Sie sich jedoch darüber klar sein, dass Sie damit auf eine Outperformance verzichten. Wer also eigene Aktienstrategien ausprobieren möchte, der sollte ETFs bestenfalls als Ergänzung seines Portfolios nutzen. Trotzdem haben ETFs grundsätzlich das Potenzial, zu einer der populärsten Geldanlagen überhaupt zu werden.

Bildquelle: Imilian – 557751157 / Shutterstock.com