Anlageziele definieren – aus welchen Gründen Anleger in Aktien investieren

Sie haben ein passendes Depotkonto gefunden und können nun richtig in den Aktienhandel einsteigen? Vorher sollten Sie jedoch noch festlegen, wie Ihre Anlageziele aussehen. In der Arbeitswelt ist es heute ganz normal, für Arbeitsprozesse messbare Ziele festzulegen. Dies sollten Sie auch für Ihre Geldanlage tun, denn nur so können Sie später kontrollieren, ob Ihr Aktieninvestment erfolgreich war. Genau deshalb zeigen wir Ihnen nun die wichtigsten Ziele beim Aktienhandel und wie Sie diese für sich nutzen können.

Aktienchart mit steigendem Kursverlauf als Sinnbild für den Aktienhandel.

Anlageziele für Ihr Aktieninvestment sind heute unverzichtbar, um passende Strategien zu finden und somit die richtigen Aktienwerte zu erwerben. Bildquelle: MicroOne – 699955180 / Shutterstock.com

Grundsätzliche Ziele jeder Geldanlage

Menschen investieren Geld aus 3 verschiedenen Gründen, die mitunter auch kombiniert auftreten können. Leider vermag heute kaum eine Geldanlage, alle drei Bedürfnisse gleichermaßen zu erfüllen. Die 3 grundsätzlichen Ziele sind:

1. Rentabilität

Rentabilität ist das Hauptziel jeder Geldanlage, denn wir investieren nur deshalb Geld, um später mehr zurück zu bekommen. Rentabilität bedeutet in diesem Zusammenhang also eine hohe und nachhaltige Rendite. In Bezug auf den Aktienhandel geht es also meisten um Kurssteigerungen und Zahlungen von Dividenden.

2. Sicherheit

Eine Geldanlage heute soll zudem eine Vorsorge für die Zukunft bieten. Ob Absicherung gegen finanzielle Notlage, Altersvorsorge oder die Vorbereitung auf weitere wichtige finanzielle Meilensteine im Leben – der Sicherheitsaspekt spielt auch bei der Geldanlage eine wichtige Rolle. Hochriskante Investments mit der Gefahr des Totalverlustes stehen dem Sicherheitsgedanken entgegen.

3. Liquidität

Das Liquiditätsziel bedeutet in Bezug auf eine Geldanlage, dass Sie als Anleger jederzeit über Ihr Kapital verfügen können. Diesen Luxus bietet längst nicht jedes Investment, denn Sparbriefe, Anleihen oder auch Festgelder binden das Kapital zum Teil über viele Jahre. Aktien lassen sich hingegen jederzeit an der Börse verkaufen, jedoch können Kursschwankungen hier für Wertverluste zu einem bestimmten Datum sorgen.

Wie Sie unschwer erkennen können, stehen sich einige dieser Ziele diametral gegenüber. Gerade das Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Rentabilität ist nicht zu leugnen. Auf den Kapitalmärkten wird die Rendite nicht selten auch als Risikoprämie bezeichnet. Je höher das Risiko, desto höher die mögliche Rendite. Aus diesem Grund gehen Anleger an den Aktienmärkten meistens einen Kompromiss ein: Sie versuchen, die bestmögliche Kombination aus möglichst niedrigem Risiko und möglichst hoher Rendite zu finden. Je nach Schwerpunktsetzung ergeben sich daraus chancenorientierte oder sicherheitsorientierte Anlagestrategien.

Mögliche Ziele beim Aktienhandel

Aufbauend auf den obigen Grundzielen lassen sich natürlich auch ganz konkrete Zielsetzungen für den Aktienhandel ableiten. Eventuell kommen von den folgenden Optionen auch einige Ziele für Sie infrage:

1. Aufbau eines Notpolsters (Sicherheit und Liquidität)

Eine finanzielle Notreserve von 2-3 Monatsausgaben ist für jeden Anleger sehr sinnvoll. Sollten Sie einmal in finanzielle Schwierigkeiten geraten, können Sie diese Zeit überbrücken, bis es wieder besser läuft. Beim Aufbau der Notreserve steht die Rentabilität eher im Hintergrund, denn hier geht es vor allem um Sicherheit (Notreserve) und Liquidität (das Geld sollte im Notfall verfügbar sein). Doch wie lässt sich dies über Aktien erreichen? Das ist schwieriger als angenommen, denn die große Schwäche beim Aktienhandel liegt darin, dass eine genaue Rendite und Liquiditätsplanung kaum möglich ist. Aktienkurse schwanken und deshalb besteht keine Garantie, dass zum Datum X die Summe Y auch tatsächlich in voller Höhe zur Verfügung steht. Aus diesem Grund ist folgende Strategie sinnvoll:

  • Ein hohes Maß an Diversifizierung vermindert Streuverluste und erhöht die Chance, im Notfall stets eine entsprechende Reserve zu haben.
  • Indexfonds (ETFs) bieten ebenfalls eine interessante Möglichkeit zum Aufbau einer Notreserve. Hier ist die Schwankung noch geringer, weil gleich ein kompletter Index abgebildet wird.
  • Alternativ bietet es sich an, Gewinne aus dem Aktienhandel zur Auffüllung der Notreserve auf ein sicheres Sparkonto einzuzahlen. So können Sie ganz sicher sein, dass das Geld in voller Höhe zur Verfügung steht. Im Gegenzug müssen Sie für diesen Betrag jedoch auf eine hohe Rendite verzichten.

2. Altersvorsorge (Rentabilität und Sicherheit)

Nutzen Sie Aktieninvestments für Ihre Altersvorsorge, stehen über lange Zeiträume hinweg vor allem die Rentabilität und in gewissem Maße auch die Sicherheit im Vordergrund. Bei einem Anlagehorizont von 20-40 Jahren können Sie mit einer entsprechenden Risikostreuung aller Erfahrung nach existenzielle Risiken vermeiden und sich auf eine nachhaltige Rendite freuen. Rückt der Termin der Auszahlung (Eintritt ins Rentenalter) jedoch sehr nah, sollten Sie die Aktien nach und nach in sichere (weniger volatile) Geldanlagen wie Anleihen oder Spareinlagen umschichten. Es gibt hierfür keinen optimalen Zeitpunkt, jedoch ist ein Zeitrahmen von 4-8 Jahren vor dem Renteneintritt durchaus sinnvoll.

3. Vermögensaufbau für finanzielle Unabhängigkeit (Rentabilität)

Sie möchten finanziell unabhängig werden und von den Renditen Ihrer Aktieninvestments leben? In diesem Zusammenhang spielt die Rentabilität Ihrer Investments die entscheidende Rolle. Dies bedeutet jedoch nicht, plötzlich enorme Risiken einzugehen. Trotzdem sind hier chancenorientiertere Anlagestrategien gefragt, die zudem auch einen erhöhten Aufwand in Bezug auf die Aktienanalyse mit sich bringen. Natürlich kommt es auch immer darauf an, wie viel Kapital Sie investieren können. Es ist zudem wichtig, erzielte Gewinne zu reinvestieren. Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass finanzielle Unabhängigkeit durch Aktienhandel erreichbar ist. Menschen wie Warren Buffet oder André Kostolany haben dies eindeutig unter Beweis gestellt. Trotzdem kann dieses Ziel als besonders schwierig bezeichnet werden.

Welcher Anlagehorizont ist sinnvoll?

Mit dem Anlagehorizont ist das Zeitfenster gemeint, welches zwischen Ihrem Investment und der Nutzung des Kapitals liegt. Grob können Sie Aktieninvestments folgendermaßen einteilen:

  • Kurzfristig: Aktien werden maximal 1-2 Jahre gehalten
  • Mittelfristig: Aktien werden länger als 2 Jahre gehalten
  • Langfristig: Aktien werden mindestens 10 Jahre gehalten

Diese Einteilung bezieht sich jedoch nicht auf eine einzelne Aktie. Es kann also durchaus sein, dass Sie Umschichtungen in Ihrem Depot vornehmen, weil ein bestimmter Aktienwert sich zu einem immer größeren Risiko entwickelt und laut Ihrer Strategie nicht mehr ins Portfolio passt. Beim Anlagehorizont geht es also eher darum, wie lange Sie Ihr Kapital in Aktien investieren. Hierzu lassen sich einige Zusammenhänge erklären:

1. Kurzfristig investieren bedeutet spekulieren

Je kurzfristiger Ihre Aktienanlage ausfällt, desto spekulativer ist sie. Dies liegt an der Tatsache, dass kurzfristige Kursschwankungen einzelner Unternehmen dann viel stärker ins Gewicht fallen. Der kurzfristige Ansatz kann bei positiven Kursschwankungen natürlich hohe Gewinne mitbringen, hält jedoch durch negative Kursschwankungen auch entsprechend hohe Verlustrisiken bereit.

2. Kurzfristige Aktienkäufe- und Verkäufe bringen höhere Kosten mit sich

Wenn Sie Ihr Portfolio ständig durch Käufe und Verkäufe verändern, sollten Sie deutlich höhere Transaktionsgebühren einkalkulieren. Diese fallen nämlich für jede Transaktion (Kauf oder Verkauf) erneut an und schmälern Ihre effektive Rendite.

3. Kurzfristige Investments beziehen sich häufig auf junge Unternehmen

Wer sich von einem bestimmten Unternehmen aufgrund einer Produktneuentwicklung einen Kurssprung erhofft, könnte kurzfristig sogar erfolgreich sein. Hier kommt es jedoch darauf an, ob das Produkt auch zur Marktreife gelangt und wie der Markt das Ganze bewertet.

4. Langfristige Aktieninvestments werfen häufig eine positive Rendite ab

Wenn Sie sich für einen langfristigen Ansatz entscheiden und dabei auf solide Unternehmenswerte setzen, fällt dabei, über einen Zeitraum von 10-15 Jahren betrachtet, fast immer eine positive Jahresrendite ab. Dies gilt jedoch nur, wenn Sie die Regeln der Diversifizierung beachten und auf Aktien von Unternehmen setzen, die sich bereits eine solide Basis erarbeitet haben.

Wie hoch darf das Risiko sein?

Gehören Sie auch zu den Anlegern, die Aktien bisher aufgrund des hohen Verlustrisikos gescheut haben? Es lässt sich nicht leugnen, dass Aktien ein gewisses Risiko aufgrund von Kursschwankungen und der Möglichkeit von Unternehmensinsolvenzen mit sich bringen. Zinseinlagen wie Festgeld oder Tagesgeld sind im Insolvenzfall von Banken nämlich über die gesetzliche und private Einlagensicherung größtenteils abgesichert. Trotzdem gibt es auch hier Stolperfallen:

  • Die private Einlagensicherung mit einer deutlich höheren Absicherung pro Kunde gilt oft nur für Banken mit Sitz in Deutschland.
  • Innerhalb Europas gilt lediglich die gesetzliche Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Kunde. Außerhalb Europas existieren mitunter noch geringere Absicherungsgrenzen.

Wie Sie sehen, existiert grundsätzlich keine komplett sichere Geldanlage. In Bezug auf den Aktienhandel haben Sie zudem die Möglichkeit, Ihr Risiko zu minimieren. Welchen Ansatz Sie dabei wählen, hängt natürlich auch von Ihren Zielen ab:

Ziel

Risikoansatz

Altersvorsorge (Horizont: 30 Jahre) In den ersten Jahren chancenorientierter, um Renditemöglichkeiten auszunutzen. Auch spekulativere Aktien können Teil des Portfolios sein. 4-8 Jahre vor Renteneintritt: Umschichtung in planbarere Geldanlagen.
Finanzielle Unabhängigkeit (Horizont: 20-30 Jahre) Abhängig von der jeweiligen Strategie. Diversifizierung sollte hierbei nicht vergessen werden.
Bestimmte Anschaffungen mit festem Zeitpunkt (Horizont: 5, 7 oder 10 Jahre) Von Anfang an einen etwas sicherheitsorientierteren Ansatz wählen und auf solidere Aktienwerte mit Dividendenauszahlungen setzen

Tabelle 1: Ziele und Risikoansatz

Anlageziele sind wichtig

Wenn Sie sich für ein Investment in Aktien entscheiden, sind Ziele für Ihre Geldanlage sehr wichtig. An diesen können Sie Ihre Strategie ausrichten und Sie haben zudem die Möglichkeit, Ihren Erfolg später zu kontrollieren. Dabei spielen der Anlagehorizont sowie der Risikoansatz eine durchaus wichtige Rolle. Wenn Sie diesbezüglich alle wichtigen Aspekte beachten, sind Sie einen weiteren Schritt weiter auf dem Weg zum Aktienerfolg.

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