Der Optionshandel galt lange Jahre als ein Markt, der privaten Anlegern zugänglich, aber nicht geheuer war. Optionen werden in Deutschland ausschließlich an der Eurex gehandelt, der deutschen Terminbörse. Den echten Optionshandel ermöglichen nur wenige Broker oder Banken, der Optionsscheinhandel ist dagegen bei den meisten Instituten möglich. Wir wollen uns an dieser Stelle mit echten Optionen beschäftigen. Diese können auf die unterschiedlichsten Basiswerte geschlossen werden. Zunächst benötigen Sie ein Handelskonto bei einem Broker. Die Brokerübersicht hilft bei der Auswahl.
1.) Musterdepot oder Demokonto ist Pflicht
Bevor Sie alleine Autofahren dürften, mussten Sie im Rahmen der Führerscheinvorbereitung in Fahrstunden üben. Gleiches gilt auch für den Handel mit Optionen. Vor dem ersten echten Trade gilt es, sich mit der Materie, der Handelsplattform und den Märkten, vertraut zu machen. Voraussetzung dafür ist ein Musterdepot oder ein Demokonto. Neben diesen sollte Ihnen ihr Broker genügend Informationsmaterial über den Handel mit Optionen zur Verfügung stellen. Immerhin handelt es sich hier um ein Derivat aus der Risikoklasse fünf – Totalverluste sind möglich. Für den Einstieg in den realen Handel benötigen Sie einen Betrag zwischen 2.000 Euro und 5.000 Euro – halten Sie sich vor Augen, dass dieses Geld wirklich nur nicht benötigtes Spielgeld ist, dessen möglicher Verlust nicht in die Wagschale fällt.
Achten Sie bei der Auswahl des Brokers auch darauf, dass Sie Zugang zu Echtzeitkursen erhalten. Auch wenn diese kostenpflichtig sind, stellt sich die Ausgabe dafür als zwingend dar. Ohne Echtzeitkurse verpassen Sie unter Umständen den richtigen Einstiegsmoment.
2.) Wer garantiert mir faire Kurse?
Findet sich über die Eurex kein Partner für den Handel, stehen immer noch Makler zur Verfügung. An der Eurex ergibt sich der Preis aus Angebot und Nachfrage. Kommt ein Makler ins Spiel, agiert dieser als Market Maker, das heißt, er gibt den Preis vor. Sie können aber sicher sein, dass dieser Preis fair ist, da der Broker nicht weiß, ob es sich um eine Calloption oder um eine Putoption handelt. Setzt er den Preis zu hoch, läuft er Gefahr, dass Sie zu diesem Preis verkaufen. Setzt er den Kurs zu niedrig, läuft er Gefahr, dass Sie zu diesem Preis kaufen. Steht auch kein Makler zur Verfügung, können Sie jedoch ein Angebot, die quote request, anfordern. Da die Makler untereinander konkurrieren, werden Sie ein Angebot erhalten, welches fast 100 Prozent identisch mit dem wahren Wert ist.
3.) Wie handle ich mit Optionen?
Eine sinnvolle Variante ist die sogenannte Bracketorder. Hierbei handelt es sich um drei Orders, die voneinander abhängen. Folgendes Beispiel soll die Funktionsweise einer solchen Order erläutern. Die Aktie XY notiert bei einem Kurs von 10,50 Euro, sie wollen bei zehn Euro kaufen und haben dafür eine Limitorder aufgegeben. Der Kurs fällt auf zehn Euro, Sie steigen ein. Parallel dazu haben Sie zwei weitere Orders aufgegeben. Bei der ersten dieser Orders handelt es sich um eine Verkaufsorder mit einem Preis oberhalb von zehn Euro, bei der Zweiten um eine Stopp-Loss Order mit einem Preis von 9,50 Euro, um einen möglichen Verlust zu begrenzen. Sobald eine der beiden nachgeschalteten Orders ausgeführt wird, wird die andere storniert. Diese Strategie nennt sich OCO, „one cancels the other“.
4.) So bewertet man eine Option
Damit Sie erfolgreich mit Optionen handeln können, müssen Sie wissen, ob der Wert der Option angemessen ist. Für die Beurteilung gelten drei Kriterien:
- Das Kursziel des Basiswertes
- Die Laufzeit der Option
- Der Basispreis der Option
Angenommen, Sie spekulieren auf eine Aktie mit einem aktuellen Wert von 50 Euro. Falls Sie einen Kursanstieg von zehn Prozent erwarten, wäre das Kursziel des Basiswertes 55 Euro. Spekulieren Sie auf einen Kursverlust von zehn Prozent, liegt das Kursziel des Basiswertes bei 45 Euro. Abhängig von der Restlaufzeit der Option sollte der Basispreis der Option dem Kursziel des Basiswertes entsprechen. Besteht die Möglichkeit, dass dieser Fall eintritt, sollte die Option erworben oder gehalten werden. Droht das Risiko, dass das Kursziel nicht erreicht wird, sollte die Option auch nicht erworben werden, beziehungsweise glattgestellt werden.
5.) Option oder Optionsschein?
Zwischen beiden Varianten besteht ein großer Unterschied, im Grunde hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Eine Option ist ein Kontrakt zwischen zwei Marktteilnehmern, der klare und verbindliche Aussagen beinhaltet. Bei einem Optionsschein handelt es sich um ein Wertpapier, welches von einem Emittenten zu dessen Bedingungen ausgegeben wird. Ein Optionsschein ist mit einer Wertpapierkennnummer versehen und unterliegt Kursschwankungen.
Option | Optionsschein |
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Kontrakt zwischen zwei Marktteilnehmern mit fest vorgegebenen Größen. | Emittent ist in der Ausgestaltung frei. Produktgestaltung ist von Emittent zu Emittent verschieden. |
Der Preis einer Option wird an der Börse, in Deutschland an der Eurex, durch Angebot und Nachfrage gebildet. | Handel an der Euwax |
Banken und Makler agieren als neutrale Market Maker | Für Optionsscheine kann nicht immer die gewünschte Liquidität im Markt vorhanden sein, ein Verkauf ist nicht garantiert. |
Stillhaltergeschäfte und Leerverkäufe sind möglich. | Es können weder Stillhaltergeschäfte noch Leerverkäufe getätigt werden. |
Der Handel mit Optionen, gerade auf Aktien, bietet die Chance, mit relativ niedrigen Einsätzen von der Kursentwicklung eines Wertpapiers zu profitieren. Auf der anderen Seite können Sie bei fallenden Märkten durch Put-Optionen ihr Depot absichern. Optionen sind im Vergleich zu Optionsscheinen sehr viel transparenter, eine Manipulation ist komplett ausgeschlossen. Bietet eine Bank einen Optionsschein an, stellt Sie den Kurs des Basiswertes praktisch gegen den Käufer des Scheins und hat ein Interesse daran, dass die unterstellte Kursentwicklung nicht eintritt.
Obwohl der Ausdruck Termingeschäft bei vielen Anlegern hochgezogene Augenbrauen verursacht, sind Optionen eine hochinteressante Variante der Geldanlage. Es lohnt sich auf jeden Fall, bei einem entsprechenden Broker im Rahmen eines Demokontos die Funktionsweise nachzuvollziehen und die Chancen, aber auch die Risiken, auszuloten.