Pro und Contra – welche Vor- und Nachteile bringt der Aktienhandel mit sich?

Wie jede andere Art der Geldanlage unterliegt auch der Aktienhandel ganz speziellen Regelungen und Gesetzmäßigkeiten. Daraus ergeben sich für Sie interessante Vorteile, die ein entsprechendes Investment sehr spannend machen. Leider gehen damit jedoch auch Nachteile einher, die Sie als Anleger kennen sollten, um sich entsprechend darauf vorbereiten zu können. Aus diesem Grund zeigen wir Ihnen nun die einzelnen Vor- und Nachteile genauer auf, so dass Sie die Möglichkeit haben, für sich die individuellen Chancen und Risiken auszuloten.

Chancen und Risiken bei dem Handel mit Aktien

Der Handel mit Aktien bringt viele Vorteile aber auch Nachteile mit sich. Bildquelle: Africa Studio – 1034307736 / Shutterstock.com

Vorteile beim Aktienhandel – davon können Sie profitieren

Wenn Sie Aktien kaufen, können Sie von zahlreichen Vorzügen profitieren. Dazu gehören:

1. Hohe Renditechancen – kurz- wie langfristig

Um Ihnen die Renditechancen beim Aktienhandel etwas genauer aufzeigen zu können, vergleichen wir diese mit einer sicheren Anlageform wie dem Festgeld. Dieses bietet folgende beispielhafte Konditionen:

Anlagebetrag 10.000 Euro
Laufzeit 2 Jahre
Zinssatz 2,00% p.a.
Zinsen nach zwei Jahren 400 Euro (200 Euro pro Jahr)
Jahresrendite 2%

Tabelle 1: Beispiel für eine Geldanlage in Festgeld

Spielen wir nun für den Aktienhandel ein gar nicht so unwahrscheinliches Szenario durch:

Beispiel:

Sie kaufen für 5.000 Euro Aktien der Beispiel AG zum Kurs von 20 Euro pro Stück (250 Stück) und für 5.000 Euro Aktien von der Test AG zum Kurs von 20 Euro pro Stück (250 Stück). Nach einem Jahre hat sich die Beispiel AG prächtig entwickelt, weil ein neues Produkt auf dem Markt erfolgreich gelauncht werden konnte und der Kurs ist binnen eines Jahres auf 25 Euro gestiegen. Bei der Test AG lief es eher durchwachsen, so dass nach einem Jahr ein Kurs von 19,60 Euro zu Buche steht.

Daraus ergibt sich folgende Rendite:

Posten

Beispiel AG

Test AG

Investition 5.000 Euro 5.000 Euro
Kurs beim Kauf 20 Euro 20 Euro
Kurs beim Verkauf 25 Euro 19,60 Euro
Kapital beim Verkauf 6.250 Euro 4.900 Euro
Gewinn 1.250 Euro – 100 Euro
Gesamtgewinn 1.150 Euro
Jahresrendite 11,5%

Tabelle 2: Beispiel für eine Investition in Aktien

Wie Sie sehen, liegt die Chance auf hohe Renditen beim Aktienhandel deutlich höher als bei sicheren und genau planbaren Geldanlagen. Bei besonderen Ereignissen oder einer Börsenrally (Kurse steigen allgemein rasant aufgrund wirtschaftlicher Rahmenbedingungen) sind entsprechende Renditen in Einzelfällen auch innerhalb weniger Tage möglich.

2. Dividendenrendite als planbares Element

Zusätzlich zu Kurssteigerungen haben Sie als Aktienanleger noch eine zweite Quelle, aus der Sie Rendite abschöpfen können. Die Rede ist hier von der Dividende, die die Aktiengesellschaften an Ihre Aktionäre auszahlen. Dividenden stellen Jahresgewinne dar, die nicht in bilanzielle Rücklagen fließen, sondern an die Anteilseigner (Aktionäre) ausgeschüttet werden.

Als Aktionär haben Sie bekanntlich das Recht, an der Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft teilzunehmen und somit über die Verwendung des Unternehmensgewinns mitzubestimmen. Laufen die Geschäfte gut, wird der Vorstand bereits in der Einladung zur Hauptversammlung eine bestimmte Dividendenausschüttung vorschlagen, die in vielen Fällen am Tag nach der Hauptversammlung ausgezahlt wird. Diese könnte folgendermaßen aussehen:

Unternehmen

Beispiel-AG

Kurs bei der Hauptversammlung 22 Euro
Ihr Aktienbesitz 250 Euro
Dividende pro Aktie 0,66 Euro
Ihre Dividendeneinnahme 165 Euro
Dividendenrendite 3%

Tabelle 3: Beispiel für die Auszahlung einer Dividende

Achtung:

Die Dividende ist keine zusätzliche Einnahme, da am Tag der Dividendenauszahlung der Aktienkurs meistens um den Betrag der Dividende sinkt. Dies ist keine gesetzliche Regelung, sondern passiert im Zuge des Marktgeschehens. Schließlich fließen mit der Dividende Finanzmittel aus einem Unternehmen ab. Der Vorteil der Dividende liegt eher darin, dass die Auszahlung relativ planbar erfolgt. Läuft es hingegen schlecht, kann ein Unternehmen die Dividende auch senken oder ganz streichen.

3. Mitbestimmung als Anteilseigner

Als Anteilseigner haben Sie nach §118 Aktiengesetz (AktG) das Recht, an der Hauptversammlung des betreffenden Unternehmens teilzunehmen. In §119 AktG sind zudem Ihre Rechte als Mitglied der Hauptversammlung aufgeführt:

  • Beschluss über Bestellung der Mitglieder des Aufsichtsrats
  • Beschluss über Verwendung des Bilanzgewinns
  • Beschluss über die Bestellung des Abschlussprüfers
  • Beschluss über Satzungsänderungen
  • Beschluss über Maßnahmen der Kapitalbeschaffung und Kapitalherabsetzung
  • Beschluss über die Auflösung der Gesellschaft

Auch wenn ein Kleinaktionär aufgrund seiner geringen Stimmrechtsanzahl nur wenig im Alleingang bewegen kann, hat er dennoch einen gewissen Einfluss. Fragen der Geschäftsführung sind hingegen von der Mitbestimmung ausgenommen, sofern der Vorstand nicht entsprechende Punkte auf die Tagesordnung setzt (§119 Abs. 2 AktG).

4. Hohe Liquidität der Geldanlage

Grundsätzlich sind Sie mit Aktien relativ liquide, da Sie die Wertpapiere jederzeit wieder verkaufen können. Solange eine Aktie an der Börse gehandelt wird und der Handel nicht ausgesetzt ist, lassen sich Aktien also relativ schnell wieder zu Bargeld machen.

5. Große Auswahl an Aktien

Da es allein in Deutschland mittlerweile recht viele Aktiengesellschaften gibt, die auch an der Börse notiert sind, ist die Auswahl entsprechend groß. Laut Weltbank existierten 2016 531 börsennotierte Unternehmen in Deutschland. So können Sie verschiedenste Strategien ausprobieren und Ihr Aktienportfolio entsprechend mischen. Ferner ist Ihre Auswahl keinesfalls auf Deutschland beschränkt, sondern Sie können auch Aktien von US-amerikanischen, südamerikanischen, asiatischen oder anderen europäischen Aktiengesellschaften erwerben.

Nachteile beim Aktienhandel – darauf sollten Sie achten

Natürlich bringt der Aktienhandel im Vergleich zu anderen Anlageformen auch Nachteile mit sich. Das sind vor allem:

1. Hohes Risiko

Gerade in Bezug auf Einzelwerte bringen Aktien ein relativ hohes Risiko mit sich. Niemand kann genau sagen, wie sich ein Aktienwert entwickelt. So könnte das obige Beispiel auch folgendermaßen ausfallen:

Beispiel:

Sie kaufen wieder für 5.000 Euro Aktien der Beispiel AG zum Kurs von 20 Euro pro Stück (250 Stück) und für 5.000 Euro Aktien von der Test AG zum Kurs von 20 Euro pro Stück (250 Stück). Nach einem Jahr hat sich die wirtschaftliche Lage stark eingetrübt, was auch der Beispiel AG zusetzt. Der Kurs ist im Zuge von Branchenturbulenzen zudem weiter gefallen und liegt nach einem Jahr bei 16 Euro. Bei der Test AG hat sich zudem herausgestellt, dass sie aufgrund von Umweltauflagen hohe Investitionen vornehmen muss, was den Aktienkurs belastet. Dieser liegt nach einem Jahr bei 18 Euro.

Demnach sähe die Rendite folgendermaßen aus:

Posten

Beispiel AG

Test AG

Investition 5.000 Euro 5.000 Euro
Kurs beim Kauf 20 Euro 20 Euro
Kurs beim Verkauf 16 Euro 18 Euro
Kapital beim Verkauf 4.000 Euro 4.500 Euro
Gewinn -1.000 Euro -500 Euro
Gesamtgewinn

-1.500 Euro

Jahresrendite

-15%

Tabelle 4: Beispiel für ein erfolgloses Investment in Aktien mit entsprechendem Verlust

Das Risiko nimmt mit fortschreitendem Zeithorizont ab, so dass ein Verkauf bei Verlusten nur dann sinnvoll erscheint, wenn das Unternehmen auf dauerhafte Schwierigkeiten zusteuert und auch langfristig Verluste zu erwarten sind. Ferner lässt sich durch Aufteilung der Investition in mehrere Aktienwerte das Risiko streuen. So können Verluste bei einem Aktienwert eventuell durch Gewinne in einem anderen Bereich auffangen.

2. Totalverlust möglich

Anders als beim Festgeld existiert bei Aktien keinerlei Absicherung in Form einer Einlagensicherung. Muss eine Aktiengesellschaft also Insolvenz anmelden, besteht das Risiko, dass Sie als Anteilseigner leer ausgehen und Ihre gesamte Investition verlieren.

3. Keine feste Rendite

Mit Ausnahme der Dividende existieren beim Aktienhandel keine festen Renditen. Sie wissen als Anleger also nicht bereits im Voraus, mit welchem Gewinn Sie fest planen können. Gerade bei der Betrachtung von Einzelwerten ist es durchaus möglich, dass sich der Aktienkurs ganz anders entwickelt, als Sie vorher erwartet hätten. Langfristig betrachtet verstetigen sich zwar auch bei Aktien eventuelle Gewinne, aber dies trifft auch eher auf die Betrachtung des Marktes zu und nicht auf einen einzelnen Aktienwert. Sie gehen also das Risiko ein, gerade die Aktie zu erwischen, die sich überraschend konträr zum Markt bewegt und auch mittelfristig Verluste einfährt. Dies macht die Streuung von Risiko so wichtig.

4. Steuervorteile wurden gestrichen

Bis zur Einführung der Abgeltungssteuer im Jahr 2009 waren Erträge aus Kursgewinne steuerfrei, wenn Sie die betreffende Aktie mindestens 12 Monate in Ihrem Depot hatten. Seit 2009 ist dies jedoch nicht mehr möglich, denn es fällt unabhängig von der Dauer der Investition die Abgeltungssteuer in Höhe von 25% plus Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag an. Da Zinseinlagen wie Festgeld jedoch ebenfalls der Abgeltungssteuer unterliegen, ist dies zumindest kein Nachteil im Vergleich zu anderen Anlageformen.

5. Liquidität muss mitunter mit Renditeverlusten erkauft werden

Aktien lassen sich zwar jederzeit verkaufen, jedoch sind Sie gerade bei eiliger Beschaffung von Liquidität vom Markt abhängig. Wenn es schnell gehen muss, kann es passieren, dass Sie Ihre Aktien zu einem schlechten Kurs verkaufen müssen und somit eventuelle Verluste erleiden. Um dieses Risiko zumindest einzudämmen, muss der Exit entsprechend geplant werden, was wiederum die schnelle Liquiditätsbeschaffung einschränkt.

Fazit: Renditechancen liegen höher als bei planbaren Geldanlagen

Der Aktienhandel ist für Privatanleger eine interessante Möglichkeit, um das eigene Kapital renditeträchtig zu investieren. Die Renditechancen liegen deutlich höher als bei planbaren Geldanlagen und Aktien lassen sich zudem jederzeit wieder verkaufen. Trotzdem sollten sie als Anleger auch die Nachteile nicht außer Acht lassen. Das Kursrisiko ist gerade bei Einzeltiteln nicht zu unterschätzen und auch die Tatsache, dass sich die Rendite nicht unbedingt planen lässt, macht es Anlegern deutlich schwerer. Wer jedoch das Risiko streut und sich eine erfolgreiche Aktienstrategie einfallen lässt, kann durch Aktien attraktive Renditechancen nutzen.

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